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Ehrlich gesagt: Ich hatte ganz schön Respekt davor, mit einem E-Auto durch Italien zu fahren. Vor allem im Süden, so hatte ich gehört, gebe es kaum Ladesäulen. Auch meine römische Freundin warnte mich: „Wenn du eine findest, ist sie bestimmt kaputt!“

Aber genau das kitzelte meinen Abenteuergeist heraus. Und eines habe ich auf meinen vielen Reisen gelernt: Es gibt immer eine Lösung. 

Welche Apps und Tools ich verwendet habe, erfährst du am Ende des Textes.

Das Abenteuer E-Auto beginnt – schon in Deutschland

Was ich nicht erwartet hatte: Dass mein Abenteuer schon in Deutschland beginnt. Bei der ersten Raststätte, die ich mit halbvoller Batterie testweise ansteuerte, war die Ladesäule mit rot-weißem Absperrband versehen – das konnte nur eines heißen: defekt.

Nun gut. Es war ohnehin keine einladende Raststätte – überquellende Mülleimer, verwahrloste Grünflächen, schlechter Kaffee – also weiter.

An der nächsten Station stand ich dann vor den glänzenden Tesla-Ladesäulen. Nur leider: Tesla war da noch nichts für meinen kleinen Fiat 500e. Ohne Tesla-App geht nämlich gar nichts. Als E-Auto-Anfängerin hatte ich die Tesla-App noch nicht auf dem Schirm.

Zum Glück gab es auf dem Gelände noch andere Ladesäulen, die ich unkompliziert mit meiner Kreditkarte nutzen konnte. Auto angehängt, ich selbst ab zum nahen Baggersee – schwimmen, Sonne tanken, entspannen. Als ich zurückkam, war auch mein kleiner Fiat vollgeladen.

Ein Hinweis, den man sich merken sollte: Nach dem Laden nicht zu lange trödeln. Viele Anbieter verlangen Strafgebühren, wenn das Auto nach abgeschlossenem Ladevorgang weiter angeschlossen bleibt.

Nur einmal habe ich die Strafgebühren bewusst in Kauf genommen – an einem perfekten Strandtag, an dem ich einfach keine Lust hatte, in der größten Mittagshitze zurückzulaufen, um das Auto umzuparken. Da ohnehin alle anderen Parkplätze kostenpflichtig waren, kam es am Ende aufs Gleiche hinaus – nur viel entspannter.

Schweiz: Erste Hürden …

Auch in der Schweiz lief zunächst nicht alles glatt. Ausgerechnet dort, wo ich perfekte Organisation erwartet hätte!

An der Raststätte Gunzgen sah ich eine Dame mit einem rosa Fiat 500e, wie sie verzweifelt versuchte, mit diversen Kreditkarten die Ladesäule zum Laufen zu bringen – ohne Erfolg. Mir ging es genauso: keine funktionierende Säule, keine Chance zu laden.

Ich hatte immerhin noch genügend Strom, um mir erst einmal einen Kaffee zu gönnen, tief durchzuatmen, die ABRP-App (A Better Routeplanner) zu konsultieren – und weiterzufahren. Ich wollte nicht enden wie die Frau mit dem rosa Cinquecento: entnervt, mit leerem Akku.

Doch auf der Autobahn Richtung Gotthard sank der Ladebalken schneller, als mir lieb war. Laut App sollte es in Buochs am Vierwaldstättersee mehrere Ladesäulen geben. Die Realität: Eine davon stand auf einem Privatgrundstück, unzugänglich für mich und niemand da, den ich fragen konnte. Eine andere Ladesäulenstation war bereits geschlossen …. 

So sprang ich erstmal in den See, kühlte mich ab und suchte dann nach der nächsten Option.

Tipp: Die Ausfahrt Buochs lohnt sich – auch wenn man nicht auf der Suche nach einer Ladesäule ist! Man kommt von der Autobahn direkt zum See. Dort gibt es Parkplätze, saubere Toiletten und gepflegte Wiesen – perfekt für eine kurze Badepause mit atemberaubender Aussicht auf See und Berge. Also: Badehose griffbereit halten!

Rettung am Gotthard – Danke, Ionity!

Schließlich führte mich meine App zur Raststätte Gotthard Nord, wo Ionity-Schnelllader (350 kW) verfügbar sind. Und hier muss ich sagen: Ionity hat mich auf dieser Reise mehrfach gerettet.

Die Ladesäulen funktionieren zuverlässig, die App ist einfach zu bedienen: Herunterladen, Zahlungsmittel hinterlegen, starten – fertig.

Einziger Nachteil: Ionity-Stationen liegen nicht immer direkt auf dem Weg wie etwa an Tankstellen oder Raststätten, manchmal sind kleine Umwege nötig. Aber die habe ich gerne in Kauf genommen.

Die Erleichterung, an der Raststätte Gotthard Nord problemlos laden zu können, war riesig. Schließlich lag der Gotthardtunnel vor mir – und die Vorstellung, dort liegen zu bleiben, war wenig verlockend.

Tipp: An der Gotthard-Raststätte lohnt sich ein kleiner Spaziergang, denn direkt hinter der Raststätte liegt ein Fluß, über den eine Hängebrücke führt. In der Raststätte selbst gibt es ein Restaurant und sogar Duschen und – wie könnte es anders sein – eine geschnitzte Holzstatue von Wilhelm Tell. Ich lauschte seiner Geschichte an einer Audiostation, während mein Auto brav Strom zog.

Ein großartiges Gefühl, wenn man endlich eine funktionierende Säule gefunden hat und währenddessen einfach genießen kann.

Endlich Italien – und es läuft!

Auf die Ladesituation in Italien war ich besonders gespannt – und soviel kann ich jetzt schon verraten: Ich wurde positiv überrascht.

Entlang der Autobahn von Mailand bis Bari ist das Laden inzwischen unkompliziert: Dort findet man regelmäßig Schnellladesäulen von Free To X (oft an Autogrill-Raststätten).

Wie klassische Tankstellen werden sie auf der Autobahn ausgeschildert. Meist gibt es mehrere Säulen, eine davon mit Kreditkartenzahlung, die restlichen funktionieren per App. Auf der Website freeto-x.it gibt es eine Karte mit allen Stationen.

Ich zahlte im Schnitt etwa 0,89 € pro kWh, bei Abo-Tarifen (wie etwa bei Ionity) ist es deutlich günstiger.

Hinter Bari endet die Autobahn – und damit auch das dichte Netz der Free-To-X-Säulen. Doch auch in Apulien funktioniert das Laden sehr gut. In Lecce etwa gibt es eine Ionity-Station, die ich gleich zweimal nutzte – auf dem Weg nach Gallipoli und zurück Richtung Mesagne.

Den Abstecher von Gallipoli zur legendären Punta Prosciutto, dem „Schinkenkap“ mit Karibikflair, habe ich mir gespart – dort war mir die Ladesituation zu unsicher. (Fun Fact: Der Name kommt daher, dass eine Felsformation aussieht wie ein Schinken!)

Laden am Meer und auf dem Land

In Villanova bei Ostuni zeigte der Vermieter meiner Ferienwohnung aus dem Fenster: „Da steht eine Ladesäule!“ – direkt vor dem Haus.

Mit der Enel X Way App war das Laden an der 22-kW-Station problemlos möglich. Ich packte hier zum ersten Mal mein eigenes Ladekabel aus und alles funktionierte. Praktisch: App oder Display im Auto zeigen an, wie lange das Laden bis 80 % oder 100 % dauert.

Viele laden unterwegs nur bis 80 %, denn die letzten 20 % dauern im Verhältnis deutlich länger. Über die App kann man bequem vom Strand oder Cafè aus den Ladefortschritt verfolgen – manchmal fließt der Strom schneller, manchmal langsamer.

Besonders schön war auch das Laden auf dem Weg von Roseto Capo Spulico nach Tropea, also im tiefen Süden. Inmitten weiter Felder und Bergkulisse fand ich am Hotel Sybaris bei Sibari eine Ewiva-Schnellladesäule – und dazu eine leckere Tavola Calda mit frischer Pasta.

Ich liebe diese einfachen Lokale, wo man an der Theke wählt, zahlt und sein Tablett mitnimmt. Schnell, lecker, italienisch – perfekt für einen Ladestopp.

Übrigens: Ewiva, ein Gemeinschaftsprojekt von Enel X Way und Volkswagen, baut das größte Schnellladenetz Italiens auf, betrieben zu 100 % mit erneuerbarer Energie. Selbst in abgelegenen Orten im Süden fand ich problemlos Ewiva-Säulen. So lud das Auto auch an einer Ewiva-Ladesäule auf einem Parkplatz mitten in einem Wohngebiet in dem bis dahin mir unbekannten Policoro, während ich in der gegenüberliegenden Bar „Siris“ einen Espresso trank – unter neugierigen Blicken der Herrenrunde.

Das hat mir während des Roadtrips mit dem Fiat 500e besonders gefallen: Ich habe Orte entdeckt, an die ich ohne E-Auto niemals gekommen wäre.

Was (noch) nicht so gut funktioniert

Von den Plenitude-Ladesäulen (Betreiber: Eni) war ich allerdings enttäuscht. Sie waren oft defekt und auch schwer zu finden, so dass ich sie irgendwann ignoriert habe.  Außerdem verlangt die App unzählige Eingaben – sogar die Personalausweisnummer. Zum Glück gibt es ja zahlreiche Alternativen zu Plenitude – oder sie rüsten bald nach …

Mein Fazit nach 4.977 Kilometern elektrisch durch Italien:
Mit Strom durchs Dolce Vita! Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich dieses Abenteuer umweltfreundlich gemeistert habe!

Ja, man braucht ein bisschen Planung – aber es hat wunderbar funktioniert! Ich habe Landstriche entdeckt, die ich sonst nie gesehen hätte, habe an Stränden und an Orten eine Pause eingelegt, die man nur findet, wenn man Zeit zum Laden einplanen muss.

Und nicht vergessen: Italienische Raststätten sind oft schöner als ihre deutschen Pendants – mit gutem Espresso inklusive. Ich sage nur: Autogrill (Tipp: Der Autogrill in Mailand Richtung Norden! Mittagessen oder Kaffeepause mit Stil und Genuß. Und funktionierenden Ladesäulen.)


Apps & Tools

Ich habe folgende Apps und Webseiten genutzt:

A Better Routeplanner (ABRP)

+++ plant Routen und Ladestopps präzise, mit Angaben zu Ladezustand, Verbrauch und Zeit
+++ kostenlos, zuverlässig, flexibel – absolute Empfehlung

Ionity-App

+++ Standorte, Bezahlung, Ladehistorie
+++ hat immer funktioniert, Schnelllader (bis 350 kW)
— manchmal kleine Umwege nötig, aber lohnenswert
Tipp: Mit Abo deutlich günstiger (ca. 0,39–0,59 €/kWh)

Free To X – freeto-x.it

+++ Schnelllader entlang der Autobahn bis Bari
+++ meist zuverlässig, Kreditkartenzahlung möglich
— endet in Bari

Ewiva – ewiva.com

+++ Schnelllader (bis 350 kW), in Kooperation mit Enel X Way & Volkswagen
+++ zuverlässig
+++ Ladestationen auch im Süden Italiens 

Enel X Way – enelxway.com

+++ Weit verbreitetes Ladenetz in ganz Italien, besonders in Städten, Hotels und an Parkplätzen
+++ Einfach zu bedienen über die Enel X Way App – zeigt Ladestationen, Preise & Verfügbarkeit in Echtzeit
+++ Bezahlung per App, Kreditkarte oder mit RFID-Karte
—  Ladegeschwindigkeit variiert, vor allem bei älteren 22-kW-Säulen
Hinweis: App am besten vor der Reise einrichten – einige Stationen sind nur über sie freischaltbar

Die oben genannten Apps habe ich auf meinem Roadtrip rund um Italien genutzt. Es gibt natürlich noch weitere Apps wie etwa ADAC, PlugShare, mobility+, Chargemap. 

!Tipp – RFID-Ladekarte!

Besorge dir vor der Reise eine RFID-Ladekarte (zum Beispiel von EnBW, ADAC oder Shell Recharge). Damit kannst du auch dort laden, wo keine App funktioniert. Ich hatte keine RFID-Karte und konnte einige Ladesäulen gerade im Süden nicht benutzen. Kostet unnötig Zeit und Energie!

RFID steht für Radio-Frequency Identification – also eine kleine kontaktlose Chipkarte, mit der du einen Ladevorgang starten oder beenden kannst, ohne App oder Handy.

Sie funktioniert wie eine kontaktlose Bankkarte:
Du hältst sie an das Lesefeld der Ladesäule, das System erkennt dich, der Ladevorgang startet automatisch.

Mein Gesamt-Fazit

Go green! Elektrisch durch Italien zu reisen ist längst kein Wagnis mehr – eher ein wunderbares Abenteuer. Man lernt Gelassenheit, entdeckt neue Wege und erlebt das Land aus einer ganz anderen Perspektive.

Mein kleiner Fiat 500e und ich – wir würden es jederzeit wieder tun.

Zum Projekt „Ciao Italia“

Im Sommer 2025 habe ich mit dem Fiat 500e (Danke an Fiat / Stellantis Deutschland für das Bereitstellen des Autos als Pressefahrzeug!) einen 6-wöchigen Roadtrip einmal rund um Italien gemacht. Auf meinem Blog und auf Instagram berichte ich über meine Erlebnisse und gebe die Interviews wieder, die ich unterwegs mit Frauen 40plus über ihr Leben in Italien und über das italienische Lebensgefühl jenseits der Klischees geführt habe.

Warum ich diesen Roadtrip gemacht habe? Als Frau Mitte 50 möchte ich Frauen ermutigen und inspirieren, Abenteuer zu wagen und (Reise)Träume zu verwirklichen – egal wie alt man ist. Als Halbitalienerin war es für mich auch eine besondere Erfahrung und ein wunderbares Gefühl von Freiheit, alleine  um den Stiefel zu fahren und dieses Land immer wieder neu zu entdecken. 

Mehr Infos zu Ciao Italia gibts hier