Heike hat in Italien nicht nur ein neues Zuhause gefunden, sondern auch eine tiefe Verbindung zu sich selbst. Zwischen Yoga, Coaching, Familie und Sonne lebt sie, was sie lehrt: Bewusstsein, Genuss und das Vertrauen ins Leben.
Ich treffe Heike in Apulien, unweit von Ostuni, der berühmten „Weißen Stadt“. Gerade hat sie ihre Teilnehmerinnen verabschiedet, mit denen sie eine intensive Yoga-Ausbildungswoche verbracht hat. Der Ort könnte passender nicht heißen: Trulli Paradise. Ein liebevoll gestaltetes Anwesen mit Pool, uralten Olivenbäumen und einem Trullo. Mein Navi kapitulierte und so lotste mich Heike schließlich durch die verwinkelten Olivenhaine. Am Ende öffnet sich das Tor zu einem kleinen Paradies.
Während wir im Schatten der Olivenbäume sitzen und der Wind durch die Äste rauscht, erzählt Heike mit dieser besonderen Mischung aus Klarheit und Leichtigkeit von ihrem Weg – von Berlin in die Marken, von der Mode zum Yoga, vom Streben zum Vertrauen.
Hallo Heike, ich freue mich, dich hier in Apulien zu treffen. Deine Teilnehmerinnen sind gerade abgereist und nun sitzen noch wir beide hier in eurer Oase. Wie Montefiore in den Marken ist auch Trulli Paradise ein wunderschöner Retreat-Ort. Wie kam es, dass ihr hier in Apulien einen weiteren Retreat-Ort geschaffen habt?
Wir kamen 2013 zu unserer Hochzeitsreise zum ersten Mal nach Ostuni – und haben uns sofort in die Stadt verliebt. Dann fanden wir dieses Grundstück mit einem alten Trullo darauf und haben es einfach gekauft. Es gab keinen Plan dahinter. Manche Dinge kommen zu dir – und dann schaust du, wie es weitergeht.
Das Planen habe ich seit 2008, seit wir in die Marken gezogen sind, losgelassen. Früher war ich sehr diszipliniert – ich hatte sogar eine Banklehre gemacht – aber irgendwann habe ich verstanden, dass das Leben seine eigenen Wege findet.
Du hast dich früh selbständig gemacht und warst in Berlin mit italienischer Mode erfolgreich.
Ja, ich hatte in den 90er Jahren mehrere Kleidergeschäfte mit italienischer Mode. Ich war dafür jeden Monat in Italien einkaufen. Die Leute liebten das – manchmal standen sie Schlange, wir hatten sogar einen Türsteher!
Wie kam dann der Schritt vom Mode-Business zum Yoga?
Als ich wie immer in Bologna war, um Kleider einzukaufen, wurde mir plötzlich bewusst, dass sich die Modewelt verändert hat – Schönheitsoperationen, Optimierungswahn … Das war für mich wie eine Krankheit und ich hatte Angst, dass sie ansteckend ist. Da wusste ich: Ich will nicht mehr Menschen von außen schön machen, sondern von innen.
Kurz darauf war ich auf einem Reinigungsretreat auf Ibiza. Diese Erfahrung hat mich so klar gemacht, dass ich wusste: Ich möchte einen Ort schaffen, an dem Menschen zu sich selbst finden. Noch in derselben Nacht habe ich Montefiore, unser Yoga-Retreat in den Marken, aufgeschrieben – genauso, wie es heute existiert. Ohne Businessplan, einfach aus dem Herzen. Ich wusste: Dieses Haus wird mich finden. Und es kam zu mir. Deshalb heißt es Angeli di Montefiore – die Engel von Montefiore.
Ihr habt euer Leben in Berlin aufgegeben und seid nach Italien gezogen.
Ja. Mein Mann hat zum Glück mitgemacht – ohne ihn hätte ich das nicht getan. Er ist Italiener, aber er wollte nicht unbedingt zurück nach Italien. Ich bin aber wegen ihm 14 Jahre in Berlin geblieben, obwohl ich damals nur zwei Wochen bleiben wollte. Und irgendwann war einfach klar: Jetzt ist die Zeit gekommen, nach Italien zu gehen.
Und so hast du 2008 Yoga in die Marken gebracht. Machen die Italienerinnen Yoga?
Oh ja! Montefiore hat 1.800 Einwohner – und über 260 von ihnen haben Yoga bei mir gemacht. Als ich 2024 dann die Villa OM in Porto San Giorgio eröffnet habe, hatten viele das Gefühl, ich hätte sie verlassen.
Nach Italien bist du zum ersten Mal über eine Freundin gekommen.
Genau. Sie fragte, ob ich mit zum Umbria Jazz Festival nach Perugia mitkomme. Sie sprach italienisch, ich nicht. Überall gab es dort Musik – und Aufmerksamkeit! Ich kam mir plötzlich vor wie die tollste Frau auf Erden. Das kannte ich so nicht. Alle schauten mich an, alle wollten mit mir reden. Da wurde mir bewusst: In Italien wirst du als Frau ganz anders wahrgenommen.
Du sprichst viel über weibliche Energie. Wie erlebst du die Dynamik zwischen Männern und Frauen in Italien?
Ich spiele gerne damit. Es gab Zeiten, da dachte ich, dass ich alles alleine kann und dann bemerkt habe: Die Männer finden es großartig, wenn man sie um Hilfe bitte. Sie kommen dann in ihre Kraft und ich bleibe einfach in meiner Position, sitze und empfange.
Ich habe auch ein Göttinnen-Retreat gemacht. Es geht darum, die Schöpferin in uns zu erwecken, sich auszurichten, zu visualisieren, wahrzunehmen – und dann gibt es den Teil in dir, der sitzt und empfängt und das zulässt. Es ist dieser Wechsel zwischen Tun und Empfangen, der weibliche Kraft wirklich ausmacht.
Du bist nicht nur Yogalehrerin, sondern auch Life Coach. Wie verbindest du das?
Nach meiner Yogaausbildung habe ich eine Ausbildung zur Persönlichkeitstrainerin bei Dieter Hörner gemacht. Seitdem hat sich mein Yoga stark gewandelt – es ist tiefer, bewusster geworden.
Im Yoga geht es ja nicht nur um den Körper, sondern um fünf Ebenen – vom physischen Körper über die Gedanken bis hin zum Seelenkörper, der Glückseligkeit. Wenn Körper, Atem und Geist im Einklang sind, entsteht Verbindung. Genau das üben wir – und das ist Magie.
Und du gibst dieses Wissen ja auch weiter – mit deiner eigenen Yogaschule.
Ja, 2018 habe ich meine Yogaschule Yoga und Ich gegründet. Die Ausbildung in Italien dauert 250 Stunden – sie läuft über ein Jahr, mit einem 10-tägigen Intensivtraining hier in Ostuni.
Ab 2026 bietest du eine neue Ausbildung an, die sich auch an Deutsche richtet: BEcoming.
„BE“ groß, „coming“ klein – weil es nicht darum geht, jemand anderes zu werden, sondern sich zu erinnern, wer man wirklich ist. Ich mache das zusammen mit Dieter Hörner, der seit fast 30 Jahren Persönlichkeitstrainer ausbildet. Wir kombinieren eine 200-Stunden-Yogalehrerausbildung mit 100 Stunden Life-Coaching. Die Ausbildung startet im März 2026, mit 8 Wochenenden in Fulda und einem 14-tägigen Intensivtraining hier in Apulien.
Letztes Jahr hast du in Porto San Giorgio die Villa OM eröffnet – ein Yogastudio mit Caffè direkt am Meer. Wie würdest du diesen Ort beschreiben?
Die Villa OM ist ein Ort, wo sich die Seele ausdrücken kann. Ich habe diesen Platz manifestiert – und es ist genauso gekommen, wie ich es mir gewünscht habe.
Ich lasse den Businessgedanken immer wieder bewusst los, alles kommt, wie es passt. Und ich arbeite daran, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Geben und Nehmen. Ich bin schnell begeistert und will alles umsetzen – das geht nicht immer.
Was bedeutet Erfolg für dich?
Erfolg ist ja meist verknüpft mit Geld und Luxus, so wurde es uns beigebracht. Für mich ist Erfolg, wenn ich eine Yogastunde beende und in die Gesichter der Menschen sehe. Oder wenn ich mich in meiner Größe zeigen darf – etwa in einem Workshop – und spüre, dass ich etwas geben konnte. Das ist Erfolg für mich.
Wie erlebst du Frauen in Italien?
Es gibt moderne, selbstbestimmte Frauen – aber viele leben noch stark in familiären Strukturen. Kinder werden oft in Abhängigkeit gehalten: Sie bekommen Haus, Auto, Unterstützung – aber verlieren dadurch auch ihre Freiheit.
Als ich die Villa OM eröffnet habe, sagten viele: „Das ist jetzt für deine Tochter Gloria.“ Auf die Idee bin ich bis dahin gar nicht gekommen. Aber so denken viele hier: Alles wird für die Kinder gemacht und später sind sie für dich da. Es gibt auch Frauen, die sich aus den Strukturen befreien. Aber das ist nicht einfach.
In meiner Arbeit sehe ich viele Frauen, die sich „anders“ fühlen, unverstanden, nicht gesehen – aber das gibt es ja in Deutschlad genau so. Dann machen wir uns selbst zu Außenseiterinnen und das gilt es zu integrieren. Ich erinnere Frauen daran, dass sie einzigartig sind – und inspiriere sie, diese Einmaligkeit zu leben.
Du warst lange im Modebusiness. Was ist das (Mode)Geheimnis der italienischen Frauen?
Sie haben Lust, weiblich zu sein. Weibliche Energie ist kreative Energie. Sich schön zu fühlen, sich zu verwöhnen – das gehört dazu. Viele gehen jede Woche zum Friseur, lassen Hände und Füße machen. Frauen unterstützen sich hier gegenseitig – das finde ich wunderschön.
Kannst du dir vorstellen, wieder in Deutschland zu leben?
Nein!
Macht Italien glücklicher?
Mich macht Italien glücklicher. Vielleicht auch, weil ich hier nicht alles verstehe – im wahrsten Sinne, obwohl ich sehr gut italienisch spreche. Ich habe mir eine Insel geschaffen, in einer anderen Welt. Wenn ich in Deutschland bin und höre, was die Leute sagen, denke ich nur: Nein, das will ich nicht mehr hören.
Die Sonne, das Essen, die Freude – das alles gehört zu Italien dazu. Man nimmt sich Zeit fürs Essen, für sich selbst, um sich gut zu fühlen im eigenen Körper. Und als Frau bekommst du viel mehr positive Aufmerksamkeit, du wirst gesehen.
In Deutschland wird gerade viel über das Älterwerden gesprochen. Du wirst nächstes Jahr 60, wie ist das für dich?
Ich genieße das Älterwerden! Ich werde jeden Monat feiern – mit zwölf ausgesuchten Menschen oder Gruppen, verteilt über die Welt. Dann sehe ich alle wieder und feiere mich selbst.
Auch die Villa OM ist Teil davon. Ich habe mir dort ein Sofa hingestellt – meine Vision war immer, dass ich dort sitze, die Menschen zu mir kommen, und ich einfach den Raum halte für ihre Entwicklung. Ich bin da noch nicht auf dem Sofa, lapidar gesagt spüle ich noch … aber ich weiß, dass es dahin geht.
Das Älterwerden als Übergang zu etwas Neuem?
Ja, aber es gibt auch noch das Selbstbild. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich natürlich das Älterwerden. Ansonsten ist das Alter keine Ende – es ist ein Ankommen.
Infos zu Heike
Wer sich für die Angebote von Heike interessiert, findet alle Infos auf der Webseite: www.yogaitalia.de
oder auf Instagram villaom___
Lust auf ein Yogaretreat in Montefiore mit Silvia?
Wenn du dich für ein Yoga-Retreat in Italien interessierst: Komme mit mir vom 6. – 13.6.2026 ins Angeli di Montefiore zu meiner Retreat-Woche La dolce vita! Alle Infos zur Woche findest du hier.


